Sonntag, 3. Januar 2010
Es war einmal ein kleiner Junge, ungefähr 10 Jahre alt. Er hatte einen dieser Hochtage - oder er hatte nur eine gute Phase für ein paar Momente - er weiß es heute nicht mehr sicher. In jedem Fall fühlte er sich einmal, als hielte er die ganze Welt in seinen Händen, bzw. den Schlüssel, mit dem man praktisch jedes Potential verwirklichen konnte. Alles, wozu ein Mensch in der Lage ist...
Dieser kleine Junge stapfte also eines Tages nach Schulschluss in euphorischer Stimmung seinen Nachhauseweg entlang, sich in Gedanken fast überschlagend, was man in dieser Welt doch alles tun könne. Schnell überkam ihn auch Bekehrungseifer - sollte doch jeder in so einer euphorischen Stimmung leben können! Er hatte fast das Gefühl, er müßte es seinen Mitschülern und überhaupt der ganzen Welt einfach nur zurufen: Auf dass sie einfach nur damit anfangen! Ist es doch letztlich nicht wirklich schwierig, die Welt mit freudigem Herzen, Lust und Schaffenskraft anzugehen!
Oder nicht? - er ahnte, dass dies vielleicht nur die halbe Wahrheit sein könnte - er wußte nicht, was die Menschheit letztlich wirklich davon abhält, glücklich zu sein. Er war sich seiner Unwissenheit bewusst genug.

Inmitten dieses Feuerwerks euphorischer Gedanken mitsamt dieser Bekehrungslust und dieser selbstbewussten Überlegung hatte er dann plötzlich eine ganz bestimmte Idee, sehr viel konkreter als alles andere:

Er wollte fallen.
Er wollte tief fallen. Sehr, sehr tief. Tiefer als tief. So tief, dass ein Aufstehen im Grunde schon nicht mehr möglich ist.

Und von dort dann sogar noch ein bißchen weiter fallen ---

und dann wollte er wieder aufstehen!

Er wollte dies tun, um es ihnen allen zu zeigen - und um nur irgend etwas tun zu können, was vielleicht hilft... möglicherweise könnte durch diese Tat irgend etwas herausgefunden werden, das von Wert ist? ...

...

Heute, so geschätzte 3 Nanometer über dem absoluten Nullpunkt, über der Schwelle des Verlierens, Aufgebens, Handtuch-Werfens, scheint mir dieser Gedankengang zwar einerseits durchaus typisch für mich, vielleicht sogar als eine erste bewusste Registrierung meines "Schicksals", doch fördert er auch eine Haltung in mir, die möglicherweise falsch ist: Ich halte mich zu stark an dem Ideal des "Erfolgs" bzw. der "Erfüllung" fest - und ist es nicht eine der höchsten Lernaufgaben, den Wert des Lebens jenseits dieses Ideals zu sehen, sogar dann wenn "Nicht-Erfolg" den körperlichen Tod bedeutet?
Diese Schwelle des Aufgebens ist nichts, das wirklich "schlimm" ist. Das Ideal der "Zielerfüllung" ist im konkreten Fall immer nur von begrenzter Wichtigkeit. Schicksal ist nichts Absolutes. Die Legenden der Menschheit sind natürlich in der Regel auf Happy End geeicht - so wie Hollywood auch - doch ist all dies nicht "verbindlich". Der Held, der Mensch, darf auch scheitern - total und absolut, auch an sich selbst.

Vielleicht bin ich ja schon gestorben, und muss nur noch den letzten Rest von Halbheit aus mir austreiben.


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Donnerstag, 31. Dezember 2009
sage ich mir, wenn ich mir nochmal die Quittung anschaue. Wie ich so ohne Rücksicht auf Verluste mutig meine ec-Karte in den Automaten steckte und meine Geheimnummer eingab...


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Sonntag, 13. Dezember 2009
Parzifal hat gerade den Fehler gemacht, sich den James Bond "Casino Royal" reinzuziehen...

Er hat diesen Fehler allerdings in Grenzen gehalten. Die letzten ca. 10 Minuten hat er sich geschenkt.

Ihn überkam der schreckliche Verdacht, dass das Ende von "Casino Scheißdreck" genau dem James Bond gleicht, der schoneinmal vor ein paar Jahrzenten gedreht wurde: James Bond heiratet dort(!) - doch seine Frau erhält kurz danach einen Kopfschuß...

Und dieser Verdacht ist so schrecklich, dass Parzifal den Film abbrechen musste. Zack, holte er die DVD aus dem Laufwerk, zog sich Schuhe und Jacke an und brachte sie schnell, schnell zur Videothek zurück...
auf dass dieses Verbrechen am Geiste schnell aus seiner Wohnung verschwandt - ("Verbrechen" natürlich nur gesetzt der Voraussetzung, dass er mit seinem Verdacht Recht hat)

auf dass ihm dieser Film wenigstens ansatzweise mit einem süßen Happy End in Erinnerung bliebe...


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