Donnerstag, 31. Dezember 2009
sage ich mir, wenn ich mir nochmal die Quittung anschaue. Wie ich so ohne Rücksicht auf Verluste mutig meine ec-Karte in den Automaten steckte und meine Geheimnummer eingab...


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Sonntag, 11. Oktober 2009
"I'm sorry, this is maybe a little weird now, but I have another free ticket for the opera house: Air Supply."

Plötzlich stand da ein junge Dame vor mir. Ich war gerade auf einer Bank mit dem Verspeisen meines Hamburgers beschäftigt gewesen und hatte nicht bemerkt, wie sie sich angenähert hatte.
Was hatte sie gerade gesagt?
"...free ticket... opera house" war das einzige, das auf Anhieb hängen geblieben war.
Ein aus Mangel einer besseren Idee geäußertes "Sorry?" ließ sie sich wiederholen. Diesmal machte sie ein, zwei Sätze mehr, doch es blieb wiederrum nicht viel mehr als "...free ticket... opera house" hängen. Ich war viel zu perplex, um richtig denken zu können.
Ich wiederholte in fragendem Tonfall, was ich verstanden hatte. Die Dame bejahte es und fügte wieder ein paar Details bezüglich der Veranstaltung an, die wieder komplett an mir vorbei gingen.
Ich wandte mein Blick von ihr ab und versuchte einen klaren Kopf zu gewinnen. Vom allerersten Moment an, in dem die Worte "free ticket" und "opera house" in mein Bewusstsein gefallen waren, hatte sich mein Denken aufgespalten in zwei Denkrichtungen. Die eine Hälfte meines Hirns beschäftigte sich bereits mit der Frage, was dies nun schon wieder zu bedeuten hatte - die andere versuchte praktisch zu bleiben und behielt im Blick, dass ich dieser Dame möglichst bald ein "Yes" oder "No" schuldig war. Gleichzeitig hielt ich die sachliche Seite dieser Entscheidung aber für ziemlich unwichtig.
"Hang on... Can I walk a little with you?", sagte ich etwas ungeschickt. Nachdem sie sich nun oft genug wiederholt hatte, wollte ich sie nicht so vor mir stehen lassen, während ich nachdachte. Außerdem fiel mir beim Laufen das Denken leichter. Ich stand also auf und wir gingen ein paar Meter.
Mir wurde schnell klar, dass es im Grunde nur ein kleines Problem für mich gab.
"So normally, I would immediately say yes to you now... but at the moment I am living at a place quite far away from central Sydney. It takes an hour to get to the closest train station and then I even need to be picked up by a car to get to the place. I have an appointement at this train station at 10 p.m. and if I miss that I don't know how to get home... "
Ich konnte noch nichteinmal richtig ausreden, als sie mir die Lösung für mein Problem in die Hand drückte:
"You can go to Perth with it." - Sie reichte mir einen Taxigutschein für beliebig viele Kilometer; wahrscheinlich eine VIP-Sache. Madame hatte die Konzertkarten und den Gutschein selbst erst wenige Tage zuvor geschenkt bekommen. Sie arbeitete im ältesten Pub von Sydney, genannt Fortune of War, und zwei Bandmitglieder der Gruppe Air Supply waren dort ein Bier trinken gewesen.
Ich blieb stehen. Bereits den Taxigutschein in der Hand haltend (in der linken immernoch meinen Hamburger) stand ich nun vor ihr. Ich zog meine Stirn kraus und schaute sie fragend an. Sie lachte kurz und grinste.
Nicht mehr als zehn Minuten später saß ich mit ihr im Sydney Opera House.
Und dann lernte ich Air Supply kennen...



In der Pause ein kurzes erstes Gespräch darüber, warum ich eigentlich in Sydney bin.
"Well, that's way too complicated. I would need to talk for half an hour.", sagte ich. Es war gewiss eine Übertreibung, doch entsprach sie meinem Gefühl.
"Give me a general impression.", sagte sie.
Ich überlegte kurz und sagte dann: "I am following signs."
Dann gab ich ihr die wesentlichsten Informationen. Es gelang mir irgendwie, es so knapp und sachlich darzustellen, dass es glaubwürdig war und sich nicht allzu sonderbar anhörte.




Nach dem Konzert spazierten wir eine Weile durchs nächtliche Sydney. Sie zerstreute relativ früh irgendwelche Aussichten, diese Nacht noch mehr zu unternehmen. Sie hatte am nächsten Tag zu arbeiten und hatte für den Abend bereits eine Abschiedsparty für einen Freund eingeplant, bei der sie unbedingt fit sein wollte. So stiegen wir dann bald ins Taxi, um erst sie und dann mich nach Hause zu bringen. Es war dies die logische Reihenfolge, denn sie wohnte 10 Minuten weit weg und ich eine Stunde. Während sie aber so im Taxi saß, kam ihr zu Bewusstsein, dass es doch eigentlich schade um den schönen Gutschein wäre, wenn sie jetzt nur so wenig nutzen würde. Da sie diesen Gedanken geäußert hatte, schlug der freundliche Taxifahrer sogleich vor, dass er doch erst mich Zuhause absetzen könne und danach sie. Madame stimmte dem zu, und dies hatte letztlich zur Folge, dass der Taxifahrer so glücklich über sein Riesendeal zu Feierabend war, dass er uns zu McDonald's einlud: Drive Through im Taxi...

Und so kam es, dass ich an einem einzigen Tag drei mal eingeladen wurde, nur weil ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort saß.
Es war dies der Tag, an dem ich mich zum ersten Mal traute, an die Tür "meines Amfortas" zu klopfen und aber leider niemand da war.


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Freitag, 19. Juni 2009
(zum Thema "Zeichen")

Ein kleines Element meiner Reise scheint zu bestätigen, dass man auch auf die kleinsten Impulse von außerhalb hören und seinen subjektiven Interpretationsregeln vertrauen darf:

Als ich nach zwei "erfolgslosen" Versuchen, "Amfortas" aufzusuchen, es beim dritten Mal endlich fertig brachte, ganz nah an seinem Haus vorbeizugehen und ich auch hörte, dass zumindest seine Frau anwesend sei, erblickte ich im letzten Augenblick eine nicht allzuweit stehende Mülltonne, auf der groß eine 47 aufgedruckt war. Da ich mir die 47 als Pechzahl halte (Komplentärzahl zur 13 bezogen auf eine Stunde von 60 Minuten), wertete ich dies als ein negatives Zeichen und entschied mich so im letzten Moment, doch noch einmal nach Hause zu gehen.

Im Nachhinein wirkt es nun so, als ob dies die richtige Entscheidung gewesen war, denn das erste Treffen ein paar Tage später geschah zu einem äußerst günstigen Zeitpunkt. "Amfortas" hatte da nämlich gerade Besuch von einem Freund, der eine zwölfjährige Priesterausbildung nach fünf Jahren abgebrochen und Psychatire studiert hatte, und sonst einfach ein supersympathischer Mensch war. Er brachte als neutraler Dritter eine entspannte Atmosphäre in die Runde und es gab viel Gesprächsstoff, um sich ein bißchen warmzureden. (Am Ende dieses Abends schlug ich dann "Amfortas" vor, ob man sich nicht mal auf einen Kaffee treffen könnte, und wir trafen uns dann auch ein paar Tage später persönlich.)

Noch gewichtiger aber empfinde ich die Tatsache, dass ich bei meinem direkt nächsten Versuch, Amfortas aufzusuchen - also eben nach diesem dritten Versuch, den ich aufgrund der 47 in letzter Sekunde abbrach -, es endlich fertig brachte, an die Tür zu klopfen - und einfach niemand da war... Dies wiederrum lies mich ein bißchen perplex in Sydney herumspazieren, bis ich dann schließlich mit einem Hamburger auf einer Bank am "Circular Quay" die Aussicht auf die Harbour Bridge genoß. Und ich hatte den Hamburger noch nicht richtig aufgegessen, da sprach mich eine mir völlig fremde Sydneyerin an, ob ich denn nicht Lust hätte, mit ins Sydney Opera House zu kommen, sie hätte da noch eine Freikarte für ein Pop-Konzert...
Und dieses Erlebnis - und die sich daran anschließende Taxifahrt - war so großartig verblüffend, dass ich es als Belohnung für meine Risikobereitschaft und Mühe betrachte. Es ist für mich wie die große Trophäe, die ich in meiner Erinnerung mit nach Hause genommen habe.
Und hätte ich dieses "Glück" auch gehabt, wenn ich mich diesen einen Tag nicht von der 47 hätte abschrecken lassen? Erschien ich doch am Circular Quay an diesem Tag nur, weil ich den dritten Versuch abbrach, einen vierten Anlauf nahm, dann keiner da war, und ich schließlich durch die Innenstadt schlenderte.

Leute, setzt Euch niemals in ein Flugzeug mit einer 47 in der Flugnummer...


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Mittwoch, 20. Mai 2009
so Parzifal ist jetzt wieder in Berlin - und hat u.a. diese Erkenntnis mitgenommen:
Er ist gar nicht Parzifal.
Nicht, dass ich jetzt meinen Usernamen deswegen ändern würde; es reicht, wenn ich es an dieser Stelle einfach mal ganz klar ausspreche. Falls sich jemand von Euch da draußen irgend einen besonderen Segen durch meine Person verhofft hat, so werde ich ihn wohl enttäuschen - oder auch nicht, aber in jedem Fall bin ich ich und diese Parzifal-Story ist lediglich Inspiration gewesen - und Teil des Konzerts von Zeichen, die mich bis zu diesem einem Mann in Australien reisen ließen...

Jedenfalls bin ich ein "reiner Tor". Ich mag die Idee, dass in solch einem Charakter ein Held zu finden ist, und ich arbeite fleißig daran, noch reiner und noch torenhafter zu werden...

Ja, der Bericht über die Begegnung mit diesem Mann steht natürlich immernoch aus...


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