Die Handlung, das Leben selbst, in seiner Gesamtheit, auf die Probe zu stellen, mag als Anmaßung erscheinen, doch kann dies, wenn es mit innerer Reinheit ausgeführt wird, einfach nur Ausdruck des intensiven Wunsches sein, die Realität kennenzulernen.

Es befreit auch potentiell von einer evtl. eingebildeten Verantwortung für andere. Da wir die Realität noch gar nicht kennen, braucht man sich dem Gedanken der Verantwortlichkeit auch nicht zu unterwerfen. (Es ist so oder so häufig ein Angstgedanke...)

Wer es besser weiß, weil er bereits jetzt im Einklang mit sich selbst den Willen Gottes unmittelbar in sich spürt, der kann ja dem gemäß leben.

Ich aber werde wohl erstmal zu diesem letzten und extremsten Mittel greifen müssen, um sowohl das Leben als auch mich selbst kennenzulernen. Ich werde dieses Mittel wiederholt immer wieder und wieder zu einer größeren Konsequenz treiben müssen.

Der Gedanke des "Glaubens" ist zum Verhängnis für uns geworden, wenn wir nicht begreifen, dass die Handlung, das Leben ganz und gar auf die Probe zu stellen, durchaus nicht im Widerspruch dazu steht. Es ist eine psychologische Unmöglichkeit, ganz und gar zu "glauben" ohne jemals in seinem "Glauben" durch Gott selbst bestätigt worden zu sein. (Johannes 4,48: "Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubet ihr nicht.")

Die Absicht, etwas auszuprobieren, zeugt in jedem Fall schon von einem gewissen Maß an "Anfangsglauben". Und mehr kann eben nicht verlangt werden, bin ich der Meinung.

Und lautet die eigentliche religiöse Hauptdisziplin nicht: Hingabe?

Wer bereit ist, wie Petrus auf das Wasser zu steigen, und einen gewissen Restzweifel in sich mit der Konsequenz begegnet zu sagen: "Dann werde ich eben untergehen und sterben, wenn es nicht funktioniert." - der darf sich möglicherweise durchaus auf eine gewisse Hingabe berufen.

Letztlich muss das jeder für sich selbst entscheiden. Was er sich zu glauben traut, was er sich nicht zu glauben traut, was er sich zu fordern traut, was er von sich zu weisen traut...


Permalink  | 1 Kommentar  | kommentieren

parzifal am 22.Okt 09, 00:09  | Permalink
vielleicht werde ich ja Bettelmönch...
Theme Design by Jai Nischal Verma, adapted for Antville by ichichich.