Vor ein paar Tagen baute sich innerhalb meiner ständigen, angestrengten Reflektionen über das Leben die Vorstellung in mir auf, dass es doch vielleicht sein könnte, dass irgend ein Mensch auf dieser Welt ganz genau versteht, wie ich geliebt werden will. Er versteht es, weil er es selbst nicht anders wollen würde. Er versteht es und bereits dieses Verstehen ist fast schon die ganze Liebe.

(Nichts von wegen "you look good", "what a handsome man", "you are great" ... lediglich das Bewusstsein über seine Pflicht zum Streben nach OBEN - das als Widmung zur Beziehung verstärkt wird)

In dieser Vorstellung war es nicht mehr nötig, ständig zu versuchen, mich auch mit dem Unperfekten dieser Welt zufrieden zu geben.
In dieser Vorstellung war die für mich notwendige Perfektion in der Liebe gegeben. Zum ersten Mal gelang es mir, "weltliche Liebe" als einen für mich möglichen Lebensweg zu entdecken, bzw. als ein zukünftig sehr zentrales Element in meinem Leben.

Allein durch diese Vorstellung erfuhr ich bereits die Liebe viel stärker, um die es mir letztlich allein gehen könnte.
(Als ob die Offenheit des eigenen Geistes bereits alles sei... die Freiheit, nach Perfektion zu fragen...)
Spaß und weltliches Treiben machte unter dem Einfluss dieser "Liebe" plötzlich viel mehr Sinn. Sie ließ das Leben wie einen Luxus erscheinen, der so oder so eine Extra-Zugabe ist. Unbeschwertes Genießen aller-simpelster weltlicher Erscheinungen und Tätigkeiten war plötzlich wieder möglich.

...

Allerdings leidet mein Begriff von "Tiefe" etwas... ein "tiefer Sinn", der das Leben trägt, steht nun plötzlich fast als ausgemachte Illusion da, als falsche, irreführende Idee.

Da ich dies aber bei bestem Willen nicht glauben kann, bringt mich dies wieder zu dem Gedanken zurück, dass Liebe eben einfach nicht das Nonplusultra ist - egal, wie rein sie auch sein möge. (Aber das ist ja so oder so nur ein Gedanke, der von engstirnigen, simplifizierenden Dogmatikern behauptet wird...)


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c17h19no3 am 23.Nov 09, 00:54  | Permalink
hm. ich habe das noch nie erlebt, dass jemand genau so liebt/geliebt werden will wie ich. da müsste ja einer seelisch gesehen ein siamesischer zwilling sein und auch noch genau das gleich erlebt und gelernt haben wie ich, damit seine erwartungen und sein glauben an sich/mich identisch sind.

egal. ich fänd´s sowieso todlangweilig. auch, wenn es nur annähernd so wäre. wo bliebe denn da die herausforderung? dann kann ich auch fernsehen. ;)

mit "rein" ist es so ähnlich. reinheit ist ein menschliches konstrukt. es gibt keinen zweiten menschen, der die gleiche definition davon hat. und selbst wenn sie göttlich definiert wäre, diese reinheit, könnten wir sie uns nicht auch nur ein bisschen vorstellen, weil wir ja menschen sind. würde ich auch gar nicht wollen. ich meine, ein wenig demut muss ja auch sein.
parzifal am 28.Nov 09, 15:51  | Permalink
Die Wörtchen "wie" und "genau so" waren ganz offensichtlich keine gute Wahl von mir. Ich will die Idee, dass man "Liebe" in unterschiedliche Arten einteilen kann, eigentlich gar nicht in die Welt setzen. Ich würde sie in Bezug auf das Absolute auch eher verneinen, wenn nicht sogar ganz generell.

In Wirklichkeit meinte ich eine ähnliche Art des Denkens; die gleiche Weltsicht, die gleichen Prioritäten, die gleiche "Ideologie", wenn man so will.
Die Begriffe "Weltsicht" und "Ideologie" sind allerdings in einem sehr exklusiven Sinne anzusetzen. Normalerweise stehen sie ja für ein ganzes Netz von Standpunkten. Hier gebrauche ich sie bereits für ein ein- bis zwei-elementiges System. Ein, zwei Kernpunkte müssen erfüllt sein, und darüber hinaus ist nichts wichtig. Es ist also noch reichlich Platz für die Individualität meines Gegenübers.

Dass ich dazu neige, diese Eigenschaft in so engem Verbund mit der "Liebe" zu sehen, die von diesem Menschen ausgeht oder in ihm ruht - oder welches Bild hier auch immer das richtige sein mag - hängt wohl damit zusammen, dass für mich jeder Begriff von Liebe, der Idealismus nicht zu einem unentbehrlichen Bestandteil dieser "Liebe" macht, unhaltbar ist.

Möglicherweise denke ich zu logisch, möglicherweise verwische ich "natürliche" Begriffsgrenzen, aber vor allem letzteres ist auch einfach eine Konterreaktion auf andere Begriffsverwischungen in der Gesellschaft.
Es drehen sich mir jedesmal die Eingeweide um, wenn Leute indirekt von sich behaupten, den Weg der "Liebe" zu gehen und gleichzeitig Liebe zur höchsten Kraft im ganzen Universum erklären oder Ähnliches. Da steckt doch der Anspruch drin, sich zum Aller-Höchsten zuzuwenden. Bei den meisten ist dieser Anspruch aber gar nicht gegeben, d.h. sie lügen - wenn auch nur als logische Folge ihrer Begriffsverwirrung.
Ich halte es in der Tat für amoralisch, diesen Widerspruch so stark zu vertuschen. Selbst-Betrug, das Fehlen von Selbst-Kritik, Schlampigkeit im Denken und Fühlen, Irrtum und Lüge gehören zu den Krankheiten, die auch ansteckend sind.

Wenn ich sage, dass mich die Vorstellung beeindruckt, dass mich jemand "genau so" liebt, "wie" ich es mir wünsche, dann zielt das auf dieses Thema ab.
Das Bewusstsein einer höheren Verantwortung muss gegeben sein. Mindestens sollte es so weit gehen, dass man keinen Anspruch am Aller-Höchsten stellt, wenn man dies nicht wirklich tut.
Ist das Bewusstsein einer höheren Verantwortung aber gegeben, empfinde ich es so, dass mich derjenige dadurch "liebt". Es ist dies die hohe Schule der Philosophie. Die Liebe zu Gott ist die Liebe zu mir.

Manch einer mag sich hier fragen, ob innerhalb solch eines Rahmens eine konkrete, engere Beziehung zu einem Menschen überhaupt noch Sinn macht oder praktikabel ist. Ich sage ja, allerdings wäre so eine Beziehung in der heutigen Zeit etwas sehr seltenes. Die "materielle" Seite der Liebe als Wärme, Schutz, Geborgenheit, Zärtlichkeit, Nahrung, Unterstützung, Verstehen, etc. wäre eine Erweiterung und nicht andersrum. Das Geschlecht und das Körperliche spielte eine absolut nebensächliche Rolle.
In dem Maße, in dem man in diese "materielle" Seite der Liebe wieder hineinstrebt, muss es einen allerdings nicht wundern, wenn seine "Liebe" wieder beschränkt zu sein scheint. Es gibt Typen, mit denen kann man gut, und mit anderen wieder nicht. Und auch das Äußere ist nicht ganz unwichtig. Hier ist man wieder voll im normalen Schlamm angekommen. Wenn aber alles zusammenpasst, dann darf man, denke ich, auch alles mitnehmen.
Darauf zu warten ist aber wie auf einen Lottogewinn zu warten - und vielleicht passt es ja letztlich doch nicht zusammen.
Die bloße Vorstellung bewirkte jedenfalls in mir eine größere Öffnung hin zu allen Facetten der "Liebe".
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